Gutes Essen ist etwas Wunderbares, aber genauso wichtig wie leckeres Essen sind köstliche Getränke. Und hier in Oberbayern ist traditionell das Getränk der Wahl Bier. Ein paar Flaschen von Crew Republic, deren farbenfrohe Etiketten mich aus einem Getränkemarktregal anlachten, waren mein Einstieg in die Welt des Craft Beer. Nach dem ersten Schluck war es um Anna und mich geschehen: Bier kann so anders sein, als die alten Bekannten Helles, Hefeweizen und Co.
Bayern, das ausgelobte Schlaraffenland des Bieres, verwandelte sich zur Craftbeerwüste. Nach diesem Erweckungserlebnis wurden wir experimentierfreudiger und ließen die üblichen Verdächtigen, wie Augustiner oder Tegernseer stehen. Stattdessen probierten wir uns durch die verschiedensten Biere, die man in einem normalen deutschen Supermarkt bekommen kann: Naturtrübes Kellerbier, Zwickel, Klosterbier – was immer uns anlachte, landete in unserem Einkaufswagen. Doch zuhause folgte der Vorfreude bald die Ernüchterung: Jedes Bier schien gleich und altbekannt zu schmecken, keines duftete überraschend fruchtig nach Ananas oder erinnerte an die Bitterkeit von Grapefruits. Stattdessen füllten wir uns wieder und wieder eine wässrig-malzige Brühe in die Gläser, die nicht nur auf der Zunge einen faden Nachgeschmack hinterließ.
Schon bald wanderten also weitere Craft Beer Flaschen in unser Zuhause. Doch auch hier liefen uns immer wieder Biere über den Weg, die nicht unserem Geschmack entsprachen. Noch dazu lernten wir, dass Bier nicht gleich Bier ist – schon gar nicht im Craft Beer Universum. IPA, Stout, Pale Ale und viele weitere Sortenbezeichnungen schwirrten in unseren Köpfen herum. Das war gewissermaßen der Anfang vom Ende – denn Verwirrung macht Recherche notwendig, und wer uns kennt weiß: Recherche führt zu Begeisterung, die wiederum in verrückten Projekten mündet. So lernten wir immer mehr über die verschiedensten Biersorten, Unterschiede in der Herstellung und interessante Zutaten, die das Deutsche Reinheitsgebot gar nicht gut heißen würde: Malz aus den unterschiedlichsten Getreidearten, Haferflocken, Honig, Gewürze, sogar Früchte. Langsam aber sicher wurde die Idee, selbst ein Bier zu brauen, immer greifbarer.
Gefühlte 200 Youtube-Videos, Websites und Threads in Bierbrauforen später stand fest: Wer Tee kochen kann, kann auch Bier brauen und so stehe ich heute vor dem großmütterlichen Entsafter und braue 15 Liter Pale Ale. Für den Anfang habe ich mich für ein Bier aus Malzextrakt entschieden, da das selber Maischen einiges mehr an Equipment und Erfahrung erfordert. Bei diesem ersten Bier geht es vielmehr darum, sich einmal mit dem Prozess des Brauens vertraut zu machen. Jeder, dem ich bisher von meiner Idee erzählt habe, selbst Bier zu brauen, hat mich für völlig verrückt erklärt, aber das hat mich ja noch nie aufgehalten.
Wie genau das Extrakt-Brauen funktioniert? Im Grunde ist es wirklich ganz einfach.
Zunächst wird eine ganze Menge Wasser in einem großen Topf erhitzt. Bei circa 50°C wird das Malzextrakt hinzugegeben und das Ganze wird weiter erhitzt, bis es sprudelnd kocht. Während die sogenannte Würze 60 Minuten lang kocht, werden in bestimmten Abständen unterschiedliche Mengen Hopfen hinzugegeben, die Aroma und Bitterkeit ins fertige Bier bringen.
Nun wird die Würze in einen Gärbehälter umgefüllt, heruntergekühlt und bei ca. 20°C mit Hefe versetzt. Das ist natürlich kein Hefewürfel aus dem Supermarkt, sondern spezielle Bierhefe. In den nächsten Wochen läuft dann die Gärung ab, bei der der Zucker im Malzextrakt durch die Hefen in CO2 und Alkohol umgesetzt wird. Danach wird das Bier in Flaschen abgefüllt und muss auch hier einige Zeit reifen. Mit etwas Glück werden wir nach insgesamt 4 Wochen ein tief bernsteinfarbenes Bier mit deutlich herben, aber fruchtigen Hopfennoten haben. Dann werden wir auch sehen, wie unser Rezept gelungen ist.
Das war jetzt natürlich etwas simpler ausgedrückt als es in Wirklichkeit ist, aber da ich noch nicht weiß, ob unser Rezept genießbar wird, macht es noch wenig Sinn es hier im Detail zu veröffentlichen.